Faszien

„Wenn man mit Faszien arbeitet, behandelt man die Zweigstellen des Gehirns (…). Warum sollte man also die Faszien nicht ebenso mit Respekt behandeln wie das Gehirn selbst?“

Andrew Taylor Still (1828-1917)
(Begründer der Osteopathie)

Faszien sind seit über hundert Jahren fester Bestandteil der osteopathischen Diagnostik und Behandlung, seit ein paar Jahren sind sie in aller Munde und auch im Fokus der Wissenschaft.

Ihr Osteopath ist ein sehr guter Ansprechpartner wenn es um Faszien geht.

Was sind Faszien überhaupt?

Eigentlich zählt zu den Faszien unser gesamtes Bindegewebe, das heißt sowohl unsere formgebende Muskel- und Organumhüllung als auch unsere Bänder und Sehnen. Bänder dienen der Stabilisation unserer Gelenke und Sehnen sind der Ort wo die Kraft des Muskels auf unsere Knochen übertragen wird.

Faszien haben äußerst vielfältige Funktionen wie man mittlerweile weiß. Sie haben Verbindungen zu unserem Immunsystem und unserem vegetativen Nervensystem und nicht zuletzt dienen sie vielen Gefäßen als Leitstruktur. In einigen großen Faszien unseres Körpers konnte man mittlerweile ein dichtes Netzwerk von Rezeptoren nachweisen, das heißt, sie melden Informationen (unter anderem Schmerzinformationen) ans Gehirn. Sie verzurren unseren Körper wie Gummiseile oder die Takelage eines Segelboots und machen damit unsere Bewegungen energetisch effizient.

Was mögen Faszien gar nicht?

  • Inaktivität
    Ihr Bürojob ist nicht unbedingt das Problem, er wird es erst, wenn Sie direkt danach auf die Couch gehen.
  • Starke einseitige Belastung
    Das heißt, wenn Sie den ganzen Tag dieselbe Position einnehmen wie im Büro oder der Schule, oder Sport betreiben der den Körper sehr einseitig belastet. Versuchen Sie mal ein dynamisches Sitzen in vielen unterschiedlichen Positionen mit kleinen Aktivitätspausen dazwischen (mehr dazu siehe unten). Das früher häufig geforderte, aufrechte Sitzen ist mittlerweile eher veraltet.
  • Deutliche Überlastung
    Auch Leistungssport gehört dazu. Faszien brauchen auch Pausen um sich zu regenerieren.
  • Schlechte Ernährung
    Entzündungen werden dadurch gefördert und der Körper hat nur wenige Bausteine zur Verfügung, die er für die Regenration nutzen kann.
  • Zu wenig Wasser trinken
    Sie vergessen zu trinken? Stellen Sie einfach den Timer an ihrem Handy, der Sie daran erinnert jede Stunde ein kleines Glas Wasser zu trinken.
  • Stress
    Ein Thema was heutzutage sehr viel Relevanz hat. Stress ist jedoch etwas sehr individuelles und das was Person A stresst muss Person B noch lange nicht als Stress empfinden und umgekehrt. Fakt ist jedoch, dass Faszien sich unter Einwirkung von Stresshormonen zusammen ziehen. Wieviele Leute kennen Sie die angeben das bestimmte Schmerzen nur bei Stress auftreten!? Vielleicht sind Faszien daran beteiligt.

Was mögen Faszien?

  • Dehnen
    Viele Tipps dazu siehe unten
  • Schwingen
    Gehen Sie doch mal „beschwingt“ nach Hause, lassen Sie ihre Arme schwingen und nutzen Sie dafür den gesamten Ihnen zur Verfügung stehenden Platz. Auch eine wunderbare Lockerungsübung im Homeoffice.
  • Federn
    Stellen Sie sich z.B.auf die Zehenspitzen und federn Sie in dieser Position. Diese Übung aktiviert auch gleichzeitig den venösen Rückfluss.
  • Viele Positionswechsel
    Stichwort dynamisches Sitzen oder kurze Aktivitätspausen
  • Gute Ernährung
    Mehr Tipps dazu im Ernährungsspecial
  • Mineralstoffreiches Wasser in ausreichender Menge z.B. Gerolsteiner

Was passiert, wenn wir unseren Faszien keine Aufmerksamkeit schenken?

  • Die geordnete, eher flüssige und hoch dehnbare Struktur der Faszien wird ungeordnet, verklebt, verfilzt und ärgert dann die gesamten Strukturen die durch sie hindurchlaufen.
  • Die Folge sind Schmerzen, Stauungen (Schwellungen), schlechte Körperhaltung und darauf folgende Bewegungsunlust…der Teufelskreis beginnt.

Wie baue ich positive Verhaltensweisen in den Alltag ein?

  • Lassen Sie den Fahrstuhl links liegen und nehmen Sie die Treppe. Wenn Sie jetzt auch noch federnden Schrittes die Treppe hoch gehen werden es Ihnen Ihre Beinfaszien danken.
  • Bauen Sie möglichst viele Zug- und Streckbewegungen in den Alltag ein. Nehmen Sie einfach ein Theraband mit zur Arbeit oder versuchen Sie von innen die Tür zuzuhalten bzw. weg zu stemmen.
  • Strecken Sie sich bis obenhin wenn Sie einen Ordner aus dem Regal holen.
  • Rollen Sie im Stand Wirbel für Wirbel nach vorne und lassen Sie am Ende Ihren Rücken nach vorne aushängen für einen Moment und kommen Sie danach langsam (!) wieder Wirbel für Wirbel in die aufrechte Haltung.
  • Dehnen Sie beim Bücken mal ihre Adduktoren (Beininnenseite) indem Sie in den seitlichen Ausfallschritt gehen.
  • Nutzen Sie das Putzen unter der Couch…setzen Sie sich auf ihre Fersen und strecken Sie in dieser Position die Arme weit nach vorne bis Sie eine Dehnung spüren.
  • Kennen Sie noch das klassische Apfel pflücken? Die Arme hoch zur Decke strecken und dann abwechselnd so tun als würde man versuchen einen Apfel von ganz oben zu pflücken…
  • Machen Sie Samba Musik beim Putzen an und lassen Sie dabei das Becken kreisen, das hebt auch gleich die Laune beim putzen und aktiviert die Bauchmuskulatur.

Sie haben Sorge, dass Ihre Familie oder Ihre Kollegen Sie dabei sehen? In Anbetracht der Tatsache wie viele Menschen über Nacken- und Rückenschmerzen klagen, laden Sie sie doch einfach zum Mitmachen ein. Meckern kann jeder, aber was gegen Schmerzen und Verspannungen zu unternehmen ist definitiv klüger und fühlt sich hinterher besser an.

Sie haben keine Zeit weil Sie gerade verzweifelt zwischen HomeOffice, Homeschooling und HomeHaushalt einen BalanceAkt stemmen? Sorgen Sie dafür dass Ehepartner, Großeltern, Kollegen im OnlineMeeting und die Kinder mitmachen, denen tut das nur rum sitzen nämlich auch nicht gut.

Hilfreiche Tools:

  • Faszienrollen (auch Black Rolls genannt)
    Nehmen Sie für den Anfang die einfache Variante ohne Noppen oder anderen Schnickschnack. Manchmal gibt es günstige Startersets.
    Eine gute Kombi ist eine große Rolle, eine ganz kleine und ein kleiner Duoball für die Wirbelsäule. Den Duoball können Sie auch einfach selbst herstellen indem sie zwei Tennisbälle in eine Socke stecken und dazwischen mit einem festen Band abschnüren.
  • Ein Theraband
    Für Beuge- und Streckbewegungen gegen Widerstand
    Beim Ausrollen von Faszien und Dehnen gilt allerdings nicht viel hilft viel.
    2-3 mal die Woche ist eine gute Frequenz um den Faszien etwas gutes zu tun. 20 Minuten mit der Rolle über z.B.die Fußsohle zu rollen ist viel zu viel und verursacht eher eine Reizung als eine Verbesserung. Versuchen Sie ein Gespür dafür zu entwickeln welche Intensität und Frequenz ihr Körper braucht. Starten Sie langsam und steigern Sie Stück für Stück zur optimalen Intensität. So verhindern Sie eine Überlastung.

Es gibt bestimmte, vernetzte Faszienketten, aber damit müssen Sie sich nicht sofort beschäftigen.

Gehen Sie für den Anfang einfach in die Dehnung und spielen Sie mal mit unterschiedlichen Positionen und Winkeln und entwickeln Sie ein Gefühl dafür, wo Sie die Dehnung am meisten spüren.

Sollten Sie sich unsicher sein, vereinbaren Sie gerne einen Termin bei mir.

Achtung!!! Es gibt ein paar sogenannte red flags…

Ist die schmerzende Stelle gerötet, wärmer als sonst und/oder geschwollen suchen Sie bitte zuerst einen Arzt auf.

Das gleiche gilt sollten die Schmerzen als Folge eines Traumas (Sturz, Unfall oder Ähnliches) auftreten.

Auch wenn Schmerzen das erste Mal auftreten, sollte ein Fachmann drauf schauen bevor Sie mit Ihrem Faszienprogramm beginnen.

Gute Literatur zum Thema:

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